Text zu Kiky Thomaneks (ALLES OFFEN)

frei nach einem Gespräch

 

A Amanda Burzić

C Costanza Brandizzi

J Judith Gattermayr

K Kiky Thomanek 

T Theresa Ulrike Cellnigg

 

 

A: Bist du bei der Auswahl der Portraits nach Farben vorgegangen oder ganz gezielt nach Leuten?

 

K: In diesem Raum wollte ich etwas Persönliches hereinbringen. Da sind Costanza, dann ich, dann Thomas. Darunter auch zwei Fremde. (Denkpause, K schaut sich um.)

Es wirkt alles so ein bisschen tot. Alle haben diese verdeckten Augen. Der Thomas schläft hier nur, doch die Darstellung erinnert an die eines letzten Portraits. Es hat eine ganz eigene Stimmung. Ursula (Ursula Hübner, Professorin) hat bei meiner letzten Präsentation sofort erkannt, dass bei diesem Bild etwas anders ist. Das hat mich fasziniert, dass sie da sofort einen Unterschied zu den anderen Portraits entdeckt hat. Es war nämlich das einzige, das ich direkt vom Model gemalt habe.

 

J: Crazy! 

 

K: Ja! 

 

J: Die haben auch alle etwas Anatomisches. Als hätte man Schichten abgetragen. Da scheint das Fleisch durch, oder Adern. Und das finde ich so spannend, weil sie maskiert sind, als ob die Haut bedeckt wäre, und gleichzeitig sieht man durch die Haut. 

 

T: Ja, da ist es wirklich so als würdest du einen Muskel freilegen. 

 

C: An offene Wunden habe ich auch gedacht. Fast wirklich wie eine Wunde in der Leinwand. 

 

K: Bei deiner Wunde Costanza, da habe ich es übertrieben. Das Bild ist von dem Selfie entstanden, wo du in Rom aus dem Bett gefallen bist. Wie auch unten im Raum mit Judith — es hat hier alles eine Verletzlichkeit. 

 

J: Hier oben ist alles cleaner, brutaler. Klinisch ist vielleicht ein guter Ausdruck. Das kommt wohl auch von dem komisch gekräuselten Licht und auch von der massiven Plane. 

Es ist auf jeden Fall eine Referenz zum Raum unten spürbar. Das ist gut, denn in der ganzen Ausstellung ist es so, dass sich Themen wiederholen und auch wiederfinden.

 

C: Hier ist es offengelegt, das was dahinter ist. 

 

A: Ich finde es sehr schön in diesem Raum, wie es in jeder Arbeit um Schwerkraft geht. Dieses hoch und niedrig — in die Luft — und wieder am Boden. Der Thomas liegt und er ist auch schwer — aber mit dem Schatten — er schwebt auch zur selben Zeit. Alles ist sehr leicht und es schwebt und ist voll aufgeladen. 

 

K: (Grinst.) Das sind meine Engel. 

 

A: Es ist immer so — dieses Freie ist stark da, das Potenzial ist immer da. Aber es ist auch limitiert. Das Potenzial zum Wegschweben ist immer da. 

Auch mit der Plane, die da durchsichtig hängt — aber sie ist auch sehr schwer. Da stellt sich nicht die Frage, ob sie wegkommt oder nicht. Es ist eine ganz klare Entscheidung, es hat eine Bodenständigkeit, es ist ein Statement. 

 

K: Auch bei deinem Smiley... ich mag den Schatten und wie es da steht. 

 

A: So wird es auch mehr zum Objekt. Mir gefällt wie du die Lampen einsetzt. Ein cooler Akt — ein bisschen Punk, aber auch elegant!

(ALLES OFFEN)

 

E KIKY THOMANEK

 

E8 Ohne Titel (Wand), Teichfolie, Angelschnur, Haken, 200 x 600 cm, 2020

 

E9 Costanza (Rom), Lippenstift, Schminkstifte, Nagel- lack, MDF Platte, 37 x 30 cm, 2019

 

E10 Selbstportrait (Chanel), Lippenstift, MDF Platte, 29 x 24,5 cm, 2019

 

E11 Ohne Titel (Grünes Auge), Lippenstift, Schminkstift, Ölkreide, Yupo Papier, 32 x 22 cm, 2019

 

E12 Fremde (Nasenbluten), Lippenstift, Schminkstift, Nagellack, Karton, 33 x 28 cm, 2019

 

E13 Thomas (schlafend), Lippenstift, Karton, 24,5 x 33 cm, 2019

 

B AMANDA BURZIĆ

 

B3 Too Close To Snipe You, Öl auf Leinwand, 60 x 70 cm, 2019