ES BRENNT

Theresa Ulrike Cellnigg

Raumansicht ES BRENNT

D9 Judith Gattermayr, Murder me for my sins

C1 Theresa Ulrike Cellnigg, Lagerfeuerszene

C2 Theresa Ulrike Cellnigg, beruhig dich

E7 Kiky Thomanek, Armes, armes Mädchen

Raumansicht ES BRENNT

C5 Theresa Ulrike Cellnigg, fsfsfsfsfs

C4 Theresa Ulrike Cellnigg, egal

C3 Theresa Ulrike Cellnigg, Sie

A1 Costanza Brandizzi, GRIN


Es brennt - Gedanken zum Feuer

Dialog zu Theresa Ulrike Cellniggs Malerei

 

A Amanda Burzić

C Costanza Brandizzi

J Judith Gattermayr

K Kiky Thomanek 

 T Theresa Ulrike Cellnigg

 

 

 

Lagerfeuerszene, Öl auf Leinwand, 170x310cm, 2016

 

T: Ich erzähle euch eine Geschichte: Mein Raum zeigt fünf Bilder, auf denen Feuer zu sehen ist. Das erste Bild (das älteste Bild in der Ausstellung, entstanden 2016) zeigt eine Lagerfeuerszene. In einem dunklen Wald brennt ein kleines Feuer, um das Teppiche liegen. Niemand ist da. Das Feuer ist unter Kontrolle. Feuer bedeutet Wärme und Leben. 

Auf den anderen Bildern (die in diesem Jahr, 2020, entstanden sind) jedoch, ist das Feuer unkontrolliert und steht für Gefahr. Ich nutze es als Symbol dafür, dass etwas nicht in Ordnung ist.

 

K: Ich finde, ganz im Gegenteil - vielleicht ist das auch nur durch die Farben so - alle Bilder versprühen Lebensenergie. Das Feuer würde ich überhaupt nicht werten als gefährlich, oder positiv. Es ist einfach da. Feuer braucht man. Wir brauchen die Wärme, wir brauchen das Feuer. Zum Würstelbraten oder zum Überleben in der Nacht.

 

T: Ich setze es in der Serie bewusst als etwas Warnendes oder Gefährliches ein. 

 

J: Ist es für dich wichtig, dass die Bilder zusammenhängen und eine Geschichte erzählen?

 

T: Ja, mir ist es wichtig, dass vorne (im Raum) das kontrollierte Feuer zu sehen ist und dass es hier (im hinteren Bereich des Raumes) unkontrolliert ist und dass hier Menschen sind, die aussehen, als würden sie eine Warnung aussprechen, die Situa- tion anklagen, das Feuer unschuldig nutzen, oder sich selbst die Schuld geben. An was auch immer.

Ich will die Geschichte von Zerstörung, Zerfall, und der eigenen Wahrnehmung erzählen.

 

egal, Öl auf Leinwand, 140x110cm, 2019

 

T: Das Feuer ist noch unter Kontrolle, aber es wird von mir so eingesetzt, dass es auch gefährlich wird. Es steht für Zerstörung, aber ich bringe Humor rein. Es grillt sich ja jemand ein Würstel im Feuer.

 

A: Aber es ist jetzt nicht unbedingt so klar, für was das Feuer steht. Ist es jetzt sicher, oder bereits nicht mehr? Vielleicht ist es so, wie Kiky gemeint hat, dass es nicht nur Zerstörung und Negativität bedeutet, sondern auch einen Nutzen hat.

 

J: In dem Bild sind so viele Schichten, die zusammenstoßen: es kommen Füße von oben herab und dann sind diese Würstel im Bild und die Blätter im Hintergrund...

 

T: Die Füße sind im Feuer und es sind die Blätter, die auch mit dem Feuer verschwimmen, also es brennt schon etwas, das nicht brennen darf.

 

K: Aber gleichzeitig ist ja da eine Person die dem ganzen Untergang anscheinend gemütlich zuschaut…

 

T: Genau!

 

K: …und sich jetzt ihr Würstel brät.

 

T: Ja!

 

A: Geil.

 

Sie, Öl auf Leinwand, 130x110cm, 2019

 

T: Das Bild ‚Sie‘ ist aus der Serie ‚Sich selbst zeigen‘, in der es darum geht, ähnlich wie unten (im Rittersaal), eine vermeintliche Schwäche als Stärke zu nutzen. Die Figur zeigt sich verletzlich, sie zeigt auf sich. Diese Selbstwahrnehmung und die Offen - legung des ehrlichen Gefühlszustandes kann in der direkten Konfrontation das Gegenüber verunsichern oder überfordern und somit zum Angriff werden.

beruhig dich, Öl auf Leinwand, 150x240cm, 2020

 

T: Hier ist eine gestrandete Meerjungfrau zu sehen, die brennt.

 

K: Ich kenne mich mit Märchen und in der Mythologie nicht aus, aber bei diesem Bild denke ich sofort an diese Welt. Die Stiege, die Säulen, die Meerjungfrau…Es trieft nur so von Symbolen und Geschichte. Ich kenne sie nicht und vielleicht gibt es auch gar keine. Vielleicht sind das beliebig zusammengesetzte Elemente. Dieser Berg… das Auto...steht an der Klippe... Da ist so viel Drama. Das jugendliche, kindliche Gesicht der Figur - sie schaut so ruhig…

Man hat nicht das Gefühl, sich Sorgen um sie machen zu müssen, obwohl sie sehr ungesund aussieht durch die Verdrehung ihres Körpers und ihrer Hautfarbe. Es ist nichts in Ordnung. Aber sie scheint es zu akzeptieren und sich nicht daran zu stören. Wie vorher die Würstelbraterin. Sie gehen alle unter und chillen. Sie bekommen nichts mit.

 

T: Finde ich cool, dass du das sagst, denn genau mit der Absicht male ich die Bilder. Ich denke mir nicht: „Jetzt male ich eine Märchensituation.“...

 

K: So lese ich es auch nicht, aber es sind sehr starke Elemente aus dieser Welt in dem Bild.

 

T: Ja voll, das sind dann Dinge, die ich später erst bemerke. Ich habe einen Pool an Symbolen und Bausteinen und die setze ich intuitiv zusammen. Ich denke mir nicht: “Das Auto steht an der Klippe“. Eigentlich habe ich erst jetzt bemerkt, dass man das so sehen könnte, als du das gesagt hast.

 

K: Vielleicht ist es wie in den anderen Räumen (des Schlosses), da würde ich eine Verbindung sehen. Es ist immer an der Gren- ze, was wir machen.

Man kann sich bei dem Bild auch denken, da chillt jemand im Auto und schaut sich die Stadt gemütlich an in L.A., so wie man es in Filmen sieht. Aber es kann auch sein wie bei Thelma und Louise, die sich die Klippe hinabstürzen. Man weiß es nicht.

 

Warum geht dieser Turm eigentlich nicht weiter. Wieso ist der so abgeschnitten? Da geht es nicht weiter. Da ist plötzlich eine Wand. Das wurde vielleicht unbewusst von dir gemalt. Aber da geht es einfach nicht weiter!

 

T: Ja, es war unbewusst.

 

K: ...und dort sind so viele verschiedene Fenster, die neue Räume öffnen. 

 

Es ist so spannend, ein Bild lange zu betrachten und plötzlich so vieles zu sehen.

Zu Kiky Thomaneks Bild — Armes, Armes Mädchen

 

T: Man merkt, hier ist etwas schlimmes passiert, auch wenn man die Geschichte nicht kennt. 

Etwas wichtiges wird hier gesagt. 

 

K: Lisa fand das Bild witzig. Ich war davon überrascht, aber es hat mich nicht gestört. 

Sie kannte die Geschichte dahinter nicht. Lisas Sichtweise hat mich dazu gebracht, das Bild 

aufzuhängen. Ich hatte gezögert, weil es mit dieser tragischen und persönlichen Sache so aufgeladen war, 

und ich die Protagonistin nicht verletzen wollte… mittlerweile ist sie verstorben. 

 

T: Wie denkst du jetzt darüber? 

 

K: Für mich ist es nun leichter es auszustellen. Ich will das Bild Bild sein lassen. 

Jeder kann darin, wie bei jedem Bild, etwas ganz eigenes sehen. 

Und jetzt da es hier hängt, in Verbindung mit Theresas Malerei, mit all dem Feuer — da finde ich dass es 

nochmal eine neue Aufladung bekommt… und es stellen sich mir in der Kombination viele Fragen — 

Warum ändert man nichts im Leben, wenn man sieht, dass Vieles schlecht läuft, wenn der Hut schon brennt? 

Warum schafft man es nicht, zu Lebzeiten besser miteinander zu kommunizieren?


ES BRENNT

 

C THERESA ULRIKE CELLNIGG

 

C1 Lagerfeuerszene, Öl auf Leinwand, 170 x 280 cm, 2016

 

C2 beruhig dich, Öl auf Leinwand, 150 x 240 cm, 2020

 

C3 Sie, Öl auf Leinwand, 130 x 110 cm, 2019

 

C4 egal, Öl auf Leinwand, 140 x 110 cm, 2019

 

C5 fsfsfsfsfs, Öl auf Leinwand, 120 x 120 cm, 2020

 

A COSTANZA BRANDIZZI

 

A1 GRIN, Pigment und Ölfarbe auf Papier, 24 x 30 cm 2019

 

D JUDITH GATTERMAYR

 

D9 Murder me for my sins, Öl auf Leinwand, 30 x 25 cm, 2018/19

 

E KIKY THOMANEK

 

E7 Armes, Armes Mädchen, Öl, Leinwand,130 x 155 cm, 2017