TOTE FLIEGEN

Costanza Brandizzi

A8 Costanza Brandizzi, Heim Gelächter

re B9 Amanda Burzić, 17 Grad Celsius
li A8 Heim Gelächter

A9 Costanza Brandizzi, ohne Titel

li A6 Costanza Brandizzi, Niemals
re A10 Costanza Brandizzi, So deep

li A4 Costanza Brandizzi, Nicht lieb
re A5 Costanza Brandizzi, Nicht lustig

A 11 Costanza Brandizzi, Heim Gelächter

li A13 Costanza Brandizzi, P(too late)

re A12 Costanza Brandizzi, ohne Titel

A13 Costanza Brandizzi, P(too late)

Gedanken zu Tote Fliegen

Dialog zu Costanza Brandizzis Malereien

 

A Amanda Burzić

C Costanza Brandizzi

J Judith Gattermayr

K Kiky Thomanek 

 

T Theresa Ulrike Cellnigg

 

 

C: Die Tatsache, dass das Schloss Ulmerfeld einen so geräumigen Dachboden besitzt und sich auch die Möglichkeit ergeben hat, diesen zu bespielen, war ein überraschender Zufall für mich. Ich hatte mir nämlich schon von Anfang an, einen Dachboden zu diesen Arbeiten als Ausstellungsraum vorgestellt. Damals war ich auf der Suche nach einem Raum für meine Diplompräsenta tion und wollte den Dachboden der Ursulinenkirche in Linz bespielen. Leider habe ich aber eine Absage bekommen und war deshalb umso erfreuter, dass ich mein Vorhaben mit einem Großteil der Arbeiten im Schloss Ulmerfeld umsetzten konnte.

 

T: Wieso genau ein Dachboden für diese Arbeiten?

 

C: Dachböden sind meistens die versteckten Orte eines Hauses. Sie sind für mich sehr persönliche Räume, wo sich über die Jahre die verschiedensten Gegenstände ansammeln und aufbewahrt werden. Man begibt sich in einem Dachboden immer mit der Erwartung, etwas entdecken zu können. Dieses Gefühl habe ich auch beim Malen der Arbeiten gehabt und wollte es durch diese Raumauswahl verstärken. Ich finde es überhaupt immer spannend, mit Räumen zu arbeiten, die von den neutralen Ausstellungsräumen und White Cube Gallerien abweichen. Sie besitzen oft eine Eigendynamik und die Herausforderung liegt für mich darin, die eigenen Arbeiten dadurch zu erweitern.

 

T: Du hast auch mal gemeint, dass der Dachboden ein Ort ist, um sich zu verstecken, oder Verstecken zu spielen. Deine Bilder sind auch auf eine Art versteckt, vor allem sieht man sie erst auf den zweiten Blick.

 

C: Als ich mich entschlossen habe, diesen Raum zu bespielen, war mir wichtig, meine Arbeiten in den Raum so einzufügen, dass sie dazugehören würden. Genauso wie die Objekte, die man sonst in einem Dachboden abstellt oder aufbewahrt, wollte ich auch meine Malereien in diesem Raum abstellen und aufbewahren.

 

T: Mir wär nie in den Sinn gekommen, sie abstellen zu wollen. Dadurch dass sie sich verstecken, von der Decke hängen und sich bewegen, wirken sie sehr lebendig.

 

C: Mit Abstellen meine ich aber nicht, dass ich mich von Etwas trenne, weil ich mich davon befreien mag. Vielmehr geht es mir um die Geste, dass man etwas extrem persönliches für sich selber aufbewahrt und immer wieder darauf zurückkommt und in einem eigenen Raum betrachtet.

 

T: Wie eine Schatzkammer?

 

C: Ja, eine Art Schatzkammer!

 

A: Ich habe auch den Eindruck, dass deine Malereien auf jemandem oder Etwas warten.

 

J: Genau, sie vermitteln durch ihre Anwesenheit und Präsenz eine Zeitlosigkeit. Man fühlt sich hier oben aus der Zeit gerissen, ohne eine Verbindung zur externen Welt und ohne jegliche Assoziationen. Es ist ein eigenartiges Gefühl, es fällt mir schwer zu erklären.

 

T: Ich weiß genau was du meinst. Mir kommt es vor, als ob ich in einer anderen Welt wäre und außerhalb dieser Welt Alles passieren könnte. Doch es spielt keine Rolle, denn sobald man diese Welt betritt, vergisst man alles Andere und bleibt von der Außenwelt unberührt.

 

J: Den gleichen Eindruck habe ich im Bunker bei deiner Diplompräsentation gehabt. Es war ein überwältigendes Gefühl.

 

T: Und ein Gefühl der Isolation.

 

K: Für mich haben deine Arbeiten aber auch Etwas zweischneidiges: Sie wirken auf mich teilweise sehr leicht.

 

A: Sie haben auch eine Ähnlichkeit mit Banner, weil sie den Eindruck erwecken, dass sie mit ihren undefinierten Flächen und starken Formen eine bestimmte Aussage vermitteln wollen. Diese Aussage ist aber nicht greifbar und deshalb erweist sich die Malerei als eine Art Metapher.

 

K: Man spürt ihnen auch die Zeit sehr an.

 

A: Welchen Aspekt der Zeit meinst du?

 

K: Ich meine die zeitliche Hingabe und der Fokus beim Arbeiten, die sich in der Materialität und Malweise zeigen. Es gibt ab strakte Bilder, die schnell lesbar sind und denen man anmerkt, dass sie in einem schnellen Wurf entstanden sind (das meine ich ohne Bewertung). Bei Costanza ihren Bildern spüre ich eine Lockerheit und Souveränität, aber gleichzeitig auch die investierte Zeit und die unendlichen Gedanken, die sie während dem Prozess beschäftigt haben. Vielleicht erhalten sie dadurch diese gewisse Sakralität. Vielleicht ist diese Person gerne jemand der sich zurückzieht. Wenn man aber in die Schatzkammer eintreten darf, ist es etwas ganz Besonderes.


TOTE FLIEGEN

 

A COSTANZA BRANDIZZI

 

A2 Wuhu, Sprühlack und Öl auf Transparentpapier, 91 x 195 cm, 2019

 

A3 SSSS, Sprühlack und Öl auf Transparentpapier, 91 x 198 cm, 2019

 

A4 Nicht lieb, Ölfarbe auf Leinwand, 33 x 40 cm, 2019

 

A5 Nicht lustig, Ölfarbe auf Leinwand, 33 x 40 cm, 2019

 

A6 Niemals, Ölfarbe auf Leinwand, 95 x 125 cm, 2019

 

A7 ohne Titel, Sprühlack, Öl und Pigment auf Leinwand, 50 x 70 cm, 2019

 

A8 Heim Gelächter, Pigment auf Leinwand, 120 x 190 cm, 2019

 

A9 ohne Titel, Sprühlack und Öl auf Transparentpapier, 91 x 176 cm, 2019

 

A10 So deep, Pigment auf Leinwand, 100 x 190 cm, 2019

 

A11 Heimweh, Pigment auf Leinwand, 100 x 160 cm, 2019

 

A12 ohne Titel, Sprühlack und Öl auf Transparentpapier, 91 x 184 cm, 2019

 

A13 P(too late), Sprühlack, Öl und Pigment auf Leinwand, 67 x 68 cm, 2019

 

B AMANDA BURZIĆ

 

B9 17 Grad Celsius, Lackspray und Pigment auf Leinwand, 50 x 60 cm, 2019