SORRY, U FAILED  

Gedanken zur Ausstellung

EDITION: ist primär bekannt als Ausstellungsraum im Zentrum von Linz, in dem interdisziplinäre Kunst gezeigt wird. Auch das Team, das dies ermöglich, nennt sich EDITION:. Es fühlt sich sicher in seinem Raum, kennt ihn, weiß ihn zu nutzen und abzuändern, doch sucht es sich auch neue Räume, zaghaft, aber bestimmt. Der Raum definiert EDITION: nicht, sondern seine Mitglieder tun es.

Ausbrechen und Gewichtungen verlagern, das ermöglicht die Ausstellung im Schloss Ulmerfeld. Hier steht nicht wie gewohnt EDITION: als Raum im Mittelpunkt, sondern als Kollektiv, bestehend aus einer Gruppe von jungen Künstlerinnen, die ihre persönlichen künstlerischen Arbeiten zeigen. Individualität und Gemeinschaft finden zusammen.

Überraschende Umstände machten TRY AND STOP US zu der Ausstellung, die bis Mitte Oktober in sechs Räumen des Schloss Ulmerfeld zu sehen sein wird. Sie ist Resultat eines langen Prozesses, der mit Mitte März hätte enden sollen, dann jedoch zum Stillstand kam und durch besondere Gegebenheiten zu dem wurde, was sie heute ist. EDITION: eckte an, entfernte, verspannte und entspannte sich. Denken, um die Ecke denken, zerdenken, zum Ursprungsgedanken zurückkehren. Möglichkeiten ergreifen, verbauen, verwerfen und ausloten. Ein Teil, teilweise, ein Teil weniger, ein Teil wächst — zusammen. Ein harter Rückschlag wurde zu einer wichtigen Chance. TRY AND STOP US - SORRY, U FAILED.
 
5 x 5 Meter in einem 103 Quadratmeter großem Raum. Die Ausstellung wird von einem von vielen Porträts eingeleitet — das größte und vermeintlich wichtigste. EDITION: stellt sich vor — oben von links nach rechts:  Judith Gattermayr, Costanza Brandizzi, Theresa Ulrike Cellnigg und unten von links nach rechts: Amanda Burzić, Kiky Thomanek, Lisa Wieder (aktuell nicht aktiv).

Der Titel der Ausstellung wird zum Thema, und Motive der anderen Räume werden vorgestellt. Persönliches verwebt sich innerhalb der Gruppe und erreicht darüber hinaus gesellschaftliche Brisanz und Aktualität in der herausfordernden Zeit mit Covid-19. Selbstreflexion, Körperlichkeit, das Leben im Hier und Jetzt können als übergreifende Themen genannt werden.

Ambivalenzen ziehen durch die historischen Räume. Suche nach Nähe und Intimität verdichtet sich, ebenso Unbehagen und Dekadenz. Anziehen, Anstoßen, Abwerfen. Ruhe und Leichtigkeit trifft auf Verurteilung, loderndes Feuer auf sanfte Poesie. TRY AND STOP US spricht nicht alles direkt aus, schneidet an und lässt viel Raum für eigenes Empfinden. Man scheint etwas zu erkennen, doch es wird schwer greifbar, entzieht sich einem festen Blick, einer festen Logik. Vieles bleibt unklar. Stille macht sich breit. Veränderung kündigt sich an. Kontrollverlust manifestiert sich. Das Ausmaß ist nicht bekannt.